Das Gesetz der Welt ist die Änderung der Welt

Eine ausgezeichnete Dissertation — ein Überraschungsfund, beim Stöbern in der Universitäts- und Landesbibliothek Düsseldorf entdeckt :

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 H. U. Bohnen :

Das Gesetz der Welt ist die Änderung der Welt :

Die rheinische Gruppe progessiver Künstler (1918 – 1933)

Karin Kramer Verlag, Berlin 1976 [ISBN: 3-7956-077-3]

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Die Dissertation bietet einen herrlich formulierten weiteren Beitrag im Kontext der ‘niederrheinischen Rivalität : Köln-Düsseldorf’. Von Seite 44 zitiert :
“Obwohl es keineswegs ungewöhlich war, daß Düsseldorfer und Kölner Künstler zusammen ausstellten, bleiben Gerd Arntz und Jankel Adler die einzigen, die trotz des anziehenden “Kunststadt-Klimas” in Düsseldorf von dort aus stärkeren Anschluß an die Kölner Progressiven suchten und fanden. Die Gemeinsamkeiten mit Düsseldorfer Künstlern, die repräsentativ für die Kunst der 20er Jahre werden sollten – vor allem das “Junge Rheinland” also – : Otto Dix, Arthur Kaufmann, Gert E. Wollheim, waren denkbar gering, und die Kölner Gruppe machte auch keinen Hehl aus ihrer Distanz gegenüber den künstlerischen Aktivitäten in der Nachbarstadt. Die folgende Beschreibung dieses Sachverhaltes durch Hans Schmtt-Rost spiegelt ein wenig die Rivalität, die für das kulturelle Verhältnis ziwschen Köln und Düsseldorf bezeichnend war – und vielleicht auch noch ist : “So hat es in Düsseldorf viel Malerei gegeben, und es gibt sie noch. Sie nimmt aber dort allenfalls den Charakter von Schulen an, nicht aber den einer geistigen Strömung, einer avantgardistischen Bewegung. Daneben sammeln sich allerlei Individualitäten von Malern. Dieser ganzen malerischen Produktion ist eine Voraussetzung gemeinsam: der gute Absatzmarkt. Düsseldorf ist die Stadt des Industriewohlstandes, eine gut bürgerliche Stadt. Darum ist die Malerei dieser ‘Kunststadt’ nie erschütternd oder umstürzlerisch oder auch besonders geistig gewesen. Selbst das, was sich so gebärdete, ließ sich am Ende doch in die Legitimität einbiegen.(53)”. Solches Renommée, wie es die ‘Kunststadt Düsseldorf’ genoß, konnte von den Prgoressiven naturgemäß nicht ausgehen, eben so wenig wie die Kölner nach Düsseldorf hätten einbezogen werden oder für die Stadt Köln einen Reklamebegriff von ‘Kunststadt’ hätten begründen können. Ihr Wirken blieb ganz auf sich selber gestellt. Das war ihr Stolz, aber auch ein Schicksal54″
*53: Wohl eine Anspielung auf die Prozesse, die gegen Dix und Wollheim wegen “unsittlicher Darstellungen” angestrengt, aber zugunsten der Künsler entscheiden wurden.
*54. Hans Schmtt-Rost : “hoerle und seiwert – eine monographie (hrsg. anläßlich der gleichnamigen Ausstellung im Kölnischen Kunstverein), Köln, 1952

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Na dann ist D’dorf doch für ‘was zu gebrauchen, schau an! Scherz beiseite : die ZB, die Zentralbibliothek der Heinrich-Heine-Universiät Düsseldorf, so hieß die heute als ULBD (Universitäts- und Landesbibliothek Düsseldorf) abgekürzte noch zu meiner Studienzeit, die war immer schon das Beste an der Heinrich-Heine Uni D’dorf : sie war, und ist heute noch in weiten Teilen, nicht nur das einzige Gebäude des Uni-Campus überhaupt, wo sich jemand wohlfühlen könnte, der besseren Architektur wegen, günstiger und effizienter gebaut als der gesamte Schrott den ansonsten die Landesbeamten verbrochen haben; so zumindest sah es auch vehement sehr oft deutlich laut formulierend der ehemalige Rektor der Uni,  Prof. Dr. Peter Hüttenberger.

Außerdem ist in dieser ULBD

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(bzw. ZB = Uni-Zentralbibliothek für uns Uralt-Semester) das Thomas Mann Archiv integriert. Das ist einzigartig. Und es macht für einen Literaten dieses D’dorf überhaupt erst besuchenswert. Ansonsten haben die D’dorfer richtig ordentlich mit Kultur nur so umzugehen gewusst, wie in persona mit Heinrich Heine : die Guten wurden sehr konsequent und kaltschnäuzig arrogant aus der Stadt rausgeekelt. Das konnten ‘se gut. Das haben sie stets so gut hinbekommen, diese D’dorfer, daß in der Folgezeit nach Heine auch bei so manch’ anderer Kulturgröße perfektioniert gelang und außer der Kunstakademie und den herausragenden Museen die Kunst mehr, wenn überhaupt, verwaltet, statt gemacht wird. Das sieht ja offensichtlich auch der Onkel Gerhard so (also der Richter, Gehard), der sich in Köln deutlich wohler fühlt. Ja so ist das eben, mit dieser Rivalität zwischen Köln und Düsseldorf, in der ich völlig unparteiisch bin — lacht doch die Sonne über Köln, über die D’dorf aber der Rest der Welt.

post scriptum: zum meiner Studienzeit wurde noch darum gekämpft, die Uni endlich angemessen als ‘Heinrich-Heine Universität’ zu benennen — das ging (siehe oben) den D’dorfern und zugehörigen Minsterialräten der Landesregierung so gar nicht leicht von der Hand — das zum Aspekt wie schwierig man sich in D’dorf mit seinen kulturellen Töchtern und Söhnen tun kann … immer noch.

A PhD-Thesis it is which delivers a meticulous insight into some regional avantgarde art-movements within the lower rhine palatinate. Much fun, and at the same time an enlightening read — includes entertaining issues as to the rivaly between the two cities on  the rhine : Cologne vs. Dusseldorf. Tho Cologne ever did provide what’s needed to let Artists — such as the Nobel Laureate Heinrich Böll, or Gehrad Richter these days — feel inspired by its cultural heritage, its frankophilic and italian touch, it was Dusseldorf which acted sort of financial disctrict of the rhine territories. Selling art, the PhD-Thesis sums it up, Dusseldorf was the appropriate place to go to. Cologne, however, is the place where they create art.

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